Page 10 - Newsletter - Frühling 2019
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N°1
News
Frühling 2019
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       Seit 2014 war Camac regelmäßig
Teil eines großen Harfenfestivals, „Harpes au Max“, das alle
zwei Jahre stattfindet und vom Kommunalverband des Pays d’Ancenis (COMPA) getragen
wird, in dem sich der Camac Harfenbaubetrieb niedergelassen
hat. Viele Harfenveranstaltungen werden von Harfenisten für Harfenisten organisiert; „Harpes au Max“ unterscheidet sich insofern, als dass die Veranstaltung für die ganze Öffentlichkeit bestimmt ist: für unsere Kollegen in Mouzeil, ihre Familien und in der Nähe wohnende Freunde, für die dortigen Bürger sowie als Angebot für Touristen. Das Festival zelebriert die Harfe in all ihren Facetten – so wird die Begeisterung beim COMPA für unsere Instrumente und die Künstler, die sie spielen, zu einem wunderbaren Plädoyer für
die Harfe als fester Bestandteil der Musikkultur.
Was wäre in diesem Zusammenhang besser gewesen, als 2018 einen der führenden Vertreter der Volksharfe einzuladen: Moritz Demer, zusammen mit seinen Kollegen Reinhard Gusenbauer und Koal Dumfart!
Moritz Demer belegte von 2000
bis 2004 das Volksmusikstudium
am Richard-Strauss Konservatorium München bei Sepp Hornsteiner und absolvierte mit einem pädagogischen Diplom im Hauptfach Harfe unter Florian Pedarnig in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Nürnberg
- Augsburg. Zusatzqualifikationen und Fortbildungen mit Gitarre, Hackbrett, diatonischer Harmonika und Alter Musik folgten. Sein Konzertharfenstudium belegte er
bei Ragnhild Kopp-Mues, ebenfalls am Richard-Strauss Konservatorium, mit einem künstlerischen Abschluss. Nach zahlreichen Meisterkursen begann er nun ein Kammermusik- Aufbaustudium mit Tripelharfe
bei Prof. Rolf Lislevand an der Musikhochschule Trossingen. Inzwischen ist er Leiter der Wastl- Fanderl Schule in München und künstlerischer Leiter des „Münchner Advents“, einer festen Größe
im Veranstaltungskalender des Münchner Prinzregententheaters.
In Ancenis öffnete das Moritz Demer Ensemble einem hocherfreuten französischen Publikum die Tore
zur Welt der alpenländischen Volksmusik. Ihr Programm war
in zwei Teile gegliedert: ein zünftiges Abendkonzert mit Instrumentalmusik, Gesang und
Tanz, begleitet von bayerischen Biersorten und Sauerkraut, danach ein Vortrag über die Geschichte der Volksmusik im südöstlichen Bayern, in Oberösterreich und Tirol.
Weit entfernt von Oktoberfest- Klischees hat die alpenländische Volksmusik eine reichhaltige kulturelle und musikalische Geschichte, in der sich mitunter hochinteressante Parallelen zu anderen Formen traditioneller Musik finden lassen. Wie in den keltisch geprägten Regionen oder in der lateinamerikanischen Harfentradition wurde auch die alpenländische Volksmusik ursprünglich mündlich überliefert und viele der Musiker waren Autodidakten. Irgendwann setzte unter den Harfenisten eine Standardisierung ein und es wurden Unterrichtswerke geschrieben
– dasselbe geschah im Harfenbau.
Es war die Salzburgerin Berta Höller, die sich vom Harfenbauer Franz Bradl dazu ermutigen ließ, eine
erste Volksharfenschule zu verfassen. Im Gegenzug vereinheitlichte
Bradl sowohl die Pedale als auch
die Saitenfarben, da es bis dahin weder für sieben einstufige Pedale noch für rote C- und schwarze F-Saiten einen konsistenten Standard gegeben hatte. Man erkennt hier die
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